Art déco: Phototransferdruck auf Holz

Ein interessante Technik zur Gestaltung von Holzoberflächen ist Phototransferdruck. Dabei kann man beliebige Bilder und Texte quasi auf Holz aufdrucken. Es reizt mich schon seit längerem, die damit verbundenen kreativen Gestaltungsmöglichkeiten mal auszuprobieren. Hier ein erster Versuch.

Ich hatte noch drei alte Holzabschnitte auf Lager, die vom Format her ungefähr DIN A4 entsprachen und damit als erste Testkandidaten gut geeignet waren.

Die Hauptschwierigkeit bestand nun darin aus der gigantischen Menge von möglichen Motiven nun drei auszuwählen, die schön genug sind um sie sich vielleicht hinterher an die Wand zu hängen und andererseits aber auch erlauben erste technische Details wie Auflösung, Kontraste, Sichbarkeit feiner Linien usw. zu erforschen.

Ein keltisches Motiv in schwarzweiss.

Ein keltisches Motiv in schwarzweiss.

Nun hab ich eh eine besondere Schwäche für uralte Illustrationen, z.B. alte Weltkarten, welche die Welt noch so unvollständig darstellten, wie es dem Wissensstand in früheren Jahrhunderten entsprach. Oder auch die technischen Entwürfe von Leonardo. Oder die Pflanzendarstellungen von Linné, u.s.w.

Typisch ist dabei oft, daß es sich noch um handgemalte Darstellungen handelt, aber auch alte Holzschnitte könnte ich mir als interessantes Motiv vorstellen.

Darum hab ich als erstes ein Motiv mit starkem Schwarzweiss-Kontrast ausgewählt, welches ein altes nordisches Muster enthält.

Eine Seite aus dem "Book of Kells", ca. 800 n.C.

Eine Seite aus dem “Book of Kells”, ca. 8. Jahrhundert n.C.

Um mal ein feinziseliertes farbiges Muster zu testen, bot sich mir diese Seite aus dem “Book of Kells” an. Es stammt aus dem 8. Jahrhundert und wurde in Brittanien angefertigt. Es ist berühmt für seine vielen tollen Bildseiten und Illustrationen, die meist eine bemerkenswerte Komplexität aufweisen.

Eigentlich enthält es die vier Evangelien, jedoch ist zu dieser Zeit das Christentum noch relativ jung, und so sind die zahlreichen Verzierungen und Schmuck-Pattern der Bildmotive inhaltlich noch sehr stark vom Charakter keltischer und nordischer Kunst geprägt.

Dasselbe gilt auch für das “Book of Durrow” (auch “Codex Durmachensis” genannt), aus dem 7. Jahrhundert, welches als drittes Motiv ausgewählt wurde. Der Codex ist in irischer Majuskelschrift verfasst und die Hauptfarben sind Hellrot, Gelb, Grün und Braunschwarz.

Eine Seite aus dem "Book of Durrow", ca. 7. jahrhundert.

Eine Seite aus dem “Book of Durrow”, ca. 7. Jahrhundert.

Hier ergab sich aber schon die erste technische Falle: Beim kleben merkte ich, das ich vergessen hatte, das Motiv zu spiegeln und somit die Schrift seitenverkehrt erscheinen würde. Bei einem rein graphischen Motiv wie dem ersten mags vielleicht noch ungespiegelt ok sein, aber bei Schrift geht das natürlich nicht. Darum hab ichs einfach nochmal schnell gespiegelt und neu ausgedruckt … zum Glück hatte das Brett ja noch ne Rückseite ;)

Die Phototransfertechnik ist im Grunde ziemlich einfach: Man druckt sich ein Motiv auf dem Laserdrucker aus, klebt es mit wasserfestem Leim mit der Bildseite nach unten auf eine Holzplatte und lässt es einen Tag trocknen. Dann bearbeitet man die Rückseite mit Wasser und einem Schwamm, wobei man das ganze Papier wegrubbelt. Was verbleibt ist der Laser-Toner, der ja schliesslich mit dem Leim festgeklebt wurde und nicht wasserlöslich ist wie das Trägerpapier. Thats it! ;)

Wenn man die so nebeneinander sieht ensteht fast der Eindruck, man hätte einen alten Folianten vor sich liegen ;)

Wenn man die so nebeneinander sieht ensteht fast der Eindruck, man hätte einen alten Folianten vor sich liegen ;)

Aber, wie man schon an der Sache mit der Spiegelung sieht steckt hier der Teufel im Detail, andere Dinge, um die man sich Gedanken machen muss, sind wie schon eingangs erwähnt Auflösung, Kontraste, Helligkeit und Farben, sowie ein guter Bildausschnitt und überhaupt, die Auswahl des Motivs. Denn auch wenns einfach ist steckt doch Arbeit drin und Material, somit sollte man sich schon ein paar Gedanken machen und Fehlversuche vermeiden.

Nachdem das Holzbrett anschliessend gut getrocknet war, habe ich noch die Ecken und alle Kanten rund geschliffen, sowie Löcher zum Aufhängen gebohrt.

Theoretisch könnte man jetzt noch freigebliebene Rahmenteile des Holzes farblich anders, z.B. dunkler beizen. Überhaupt könnte man das Holzbrett vor dem bedrucken farblich grundieren, auch mit deckender Farbe wie etwa weiss oder Pastelltönen. Damit kann man gezielt einen Shabby-Style bewirken.

Ich hab die Bretter hier aber naturfarbig belassen. Zum Schluss kam aber noch ein Oberflächen-finnish mit Leinöl drauf, das schützt zum einen das Bild, und bewirkt, dass beim Holz die Maserung stärker und schöner hervorgehoben wird und auch so bleibt. D.h., ansonsten würde etwa Nadelholz unbehandelt mit der Zeit aufgrund von Oxidationsprozessen grau werden, was so nicht geschieht. Allerdings wird es wohl noch etwas nachdunkeln, was mir bei den gegebenen Motiven auch durchaus passend erscheint.

case