Beim SunBun-SolarEngraver handelt es sich um ein wunderschönes und schon fast wie ein hochwertiges Kunst-Objekt anmutendes Projekt, welches dem Maker-Gedanken in seiner reinsten Form gerecht wird.
Von den Machern und Betreibern Georg Egli und seinem Assistenen Tobias Wiesinger wird auf der Projekt-Seite SunBun proklamiert, es diene dem Zweck, in einer Zeit, in der Energie wertvoller und Ressourcen knapper werden, die Sonne ins Zentrum energieeffizienter und verantwortbarer Produktionsformen zu rücken und zu einem Umdenken im Umgang mit Ressourcen zu führen und zur weiteren Nutzung des enormen Potenzials unserer grössten Energiequelle anzuregen.
Also quasi ein erzieherischer Anspruch. Dieser ist mit Sicherheit gegeben, aber nicht nur im Hinblick auf das Potential der Sonne als Energiequelle. Für mich ist besonders faszinierend daran, das es uns darauf hinweist, daß es in einem hochtechnisierten und -industrialisiertem Zeitalter immer noch möglich ist (es ist machbar = makeable ), auch mit einfachen Maker-Mitteln faszinierende Geräte und Maschinen zu bauen, die in ihrer Leistung keineswegs hinter den Möglichkeiten digitaler Technologie zurückbleiben oder sich verstecken müssen.
In einer Zeit in der ein neuer 3DDrucker-Hype den nächsten jagt, ist dies unglaublich erfrischend, zeigt es doch, das es nicht allein auf die verfügbaren technologischen Mittel ankommt, sondern vor allem auch auf den dahinter stehenden menschlichen Geist – ein Leonardo da Vinci hätte sicher seine Freude an diesem Gerät. Und das Beste – es wäre ihm auch möglich gewesen es zu bauen !
Bei dem Gerät selbst handelt es sich im Prinzip um eine Art solaren Laser-Gravierer, etwa auf dem Level diverser instructables-artiger Varianten, bei denen es darum geht aus einem alten DVD-laufwerk einen DIY-Laser-Cutter für Folien oder für Gravierungen auf Holz oder Leder zu bauen. Anders als bei solchen Projekten kommt der SolarEngraver jedoch völlig ohne reguläre Stromquelle (ausser halt der Sonne) und einer digitalen Steuerung aus.
Er wird durch eine einfache Handkurbel betrieben und die Steuerung bzw. die Informationen über das zu gravierende Muster werden mit Hilfe von Kurbenscheiben realisiert.
Ok, um die Sache zumindest ein bischen komfortabler zu gestalten können die Berechnungen für diese Kurbelscheiben auf einem Computer erfolgen, Dazu wurde eigens ein Programm namens KurvenscheibenProgrammV1.3 entwickelt.
Die Kurvenscheiben ähneln einer runden Scheibe, bei der an verschiedenen Stellen von der idealen Kreisform abgewichen wird, was einer Ortsinformation mit einem Wert ungleich 0 entspricht. Somit ist in einer Scheibe ein bestimmtes Muster gespeichert und die Scheiben können ausgetauscht werden gegen andere, die ein anderes Muster enthalten.
Die Scheiben werden nun mit einer Kurbel von Hand gedreht. Dabei tasten zwei bewegliche Abnehmer den Rand der Scheibe ab. Die Bewegung der Abnehmer wird nun über zwei Schlitten und dann durch Schnüre zum einen auf einen beweglichen Objekttisch, auf dem die zu gravierende Holzplatte befestigt ist und der die Y-Achse darstellt, sowie auf einen darüber befindlichen Linsentisch, der die X-Achse beinhaltet, übertragen.
Sonnenlicht, das durch die Linse fällt, wird somit auf eine bestimmte X,Y-Koordinate fokussiert, die sich durch die Bewegung verändert, so dass eine Linie oder Kurve in die Holzplatte eingebrannt wird.
Besonders raffiniert ist auch die exakte Ausrichtung auf die Sonne gestaltet: In einer gewissen Höhe über dem Trägertisch befindet sich ein Sonnensymbol, darunter sind auf dem Trägertisch selbst die Umrisse dieses Symbols eingraviert. Der Trägertisch ist beweglich gelagert und kann auf die Sonne ausgerichtet werden, indem der Schatten des Sonnensymbols mit den Umrissen in Übereinstimmung gebracht wird.
Bemerkenswert ist ausserdem, dass der Trägertisch mit einem eingravierten Muster verziert ist, was dem Ganzen noch zusätzlich eine eigene künstlerische Ästhetik verleiht.
Die Pläne für den SunEngraver sind auch auf Thingiverse verfügbar.
Den SunEngraver in Aktion kann man auch auf Youtube anschauen.