Gameboy mit Raspberry Pi Pico

Hier mein aktuelles Weihnachtsbastelprojekt.  Nix von mir selbst sondern ich hab da einfach nur ein Projekt (noch nicht mal so richtig opensource) von jemand anderem nachgebaut, aber sowas kann ja auch mal ganz entspannend sein.

Ein klassischer Gameboy, aber nicht von Nintendo, sondern selbst 3d-gedruckt.

Ein klassischer Gameboy, aber nicht von Nintendo, sondern selbst 3d-gedruckt.

Auf der SD-Card in dem Teil sind 70 klassische Gameboy-Spiele mit drauf, aber man könnte noch viel mehr draufpacken (und die Karte wäre immer noch zu 99% leer ).

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Da drin tickt ein RaspberryPi Pico, mit einer RP2040 32-Bit CPU mit 266 MHz (übertaktet, normal hat die nur 133 MHz) .
Zur Einordnung:  Es gibt eine Zillion solcher Gameboy/Gamepad-Projekte mit allen möglichen Plattformen, angefangen über ArduinoNano (“Arduboy”) über ESP32 (“ESPboy”), bis hastenichgesehn.   Besonders beliebt waren all die Jahre Varianten die auf nem vollwertigen RaspberryPi basieren und genau das ist hier der Punkt: Ein regulärer Raspi ist vergleichsweise teuer während ein Raspi Pico grad mal 4 EUR kostet.  Nicht zu verwechseln mit dem Zero; auf dem Pico kann man kein Linux laufen lassen, das ist mehr sowas wie ein Arduino, nur halt mit 32Bit.

Joa, ansonsten noch erwähnenswerte Features:  Die Soundausgabe hat einen eigenen Verstärker-Chip, dadurch etwas bessere Soundqualität.   Der enthaltene 2000 mAh-Li-Akku hat nen kleinen TP4056-Laderegler und kann über USB-C geladen werden (is kostengünstiger als mit AAA NiMh-Batterien) oder er könnte auch über den USB-Port des PiPicos betrieben werden .  Und er hat nen ein-aus-Schalter, aber das sieht man ja in dem Video.

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Um eines klarzustellen:   Ich interessiere mich kein bischen für gaming und hab mich auch noch nie dafür interessiert !!!

Warum also nun dieses Projekt ?

Nun, zum einen gefällt mir daran, dass es irgendwie eine runde Sache ist, mit Display, Userinterface (also den Tasten), mobiler Stromversorgung, usw.   Das ist irgendwie ein nettes Device und mein Hintergedanke dabei ist, dass man da ja nicht uuunbedingt einen der diversen  Gameboy-Emulatoren drauf laufen lassen muss  (ich bin allerdings dadrauf gestossen als ich auf der Suche nach nem netten Elektronik-Projekt für meine Schüler workshops war), sondern es wären auch tausenderlei andere, sinnvollere Anwendungen denkbar.

ZB. was fürs Digital Market Gardening Projekt, indem man da noch eine RFID-Erkennung integriert und den (Tomaten-)Pflanzen dann soon kleinen RFID-Chip umhängt. Dann könnte man mit dem Ding durch den Garten gehen und von jeder Pflanze individuelle Werte abrufen.   Oder Kunden könnten sich damit vor eine Pflanze stellen und das Teil würde ihnen was darüber erzählen, also etwa, welche Tomaten- od. Kräutersorte das gerade ist und was die besonderen Eigenschaften sind.

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Es gibt aber auch noch einen anderen Grund.

Ich hab in letzter Zeit öfters darüber nachgedacht, das ein wichtiger Punkt bei vielen OpenHardWare-Projekten oft vernachlässigt wird oder zumindest unterrepräsentiert ist, der aber, wenn dem nicht so wäre, durchaus einiges zum Erfolg eines Projektes mit beitragen könnte:  nämlich das Design.

Und was das angeht ist der Gameboy natürlich eine Ikone.

Handlich, mobil und dabei gleichzeitig “children-unkaputtbar-approved”.  Ganze Generationen sind mit dem Ding großgeworden und es ist eine bequeme Art, wie Eltern ihre Kinder ruhigstellen können.

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Die Fa. Nintendo hat mit diesem Produkt (und seinen Nachfolgern) grob geschätzt rund 500 Milliarden verdient, was ja kein ganz kleiner Betrag ist… ok, zwar verteilt über 40 Jahre, aber das wären pro Jahr dann durchschnittlich immer noch 12.5 Milliarden, damit kann ein Konzern schon ganz gut über die Runden kommen.

Disclaimer: Natürlich ist sowas ungesundes Teufelszeug und m.E. nicht gut für Kinder, somit also höchst unmoralisch daran zu verdienen.

Aber wenn man das mal ausser Acht lässt oder einfach mit sooner Plattform sinnvolle und unschädliche Anwendungen realisiert, dann ist es schon irgendwie ein interessantes Produkt.

Ausblick: Wie gehts nun damit weiter ?

Ich weiss noch nicht ob ich damit irgendwie weitermache, einerseits juckts mich schon ein bischen und ich hab auch ein paar Ideen, aber andererseits fehlt mir auch die Zeit, weil einfach wichtigere Projekte anstehen (z.B. ZAC+), also mal schauen, vielleicht landet es erstmal i.d. Schublade mit der Option auf Wieder-Abruf.

Aber eines weiss ich ziemlich genau, nämlich WAS ich daran als erste (naheliegende) Verbesserungen in Angriff nehmen würde:

1. Anderes Display, etwas größer und mit höherer Auflösung

2. Gehäuse re-engineeren (u.a. auch zwecks ver-open-source-ung) und auf FreeCAD bringen. Das verwendete Gehäuse gibts nur als .stl und es ist obgleich äusserlich schick, von innen teils suboptimal gestaltet.

3. Den teure Pouch-Akku durch einen im 18650er Format ersetzen (u.a. deswegen ist es auch wichtig, das Gehäuse in FreeCAD reinzubekommen, damit solche und diverse andere Änderungen ganz schnell und easy jederzeit möglich sind)

4. Weitere Varianten von Keypads entwickeln bzw. damit experimentieren. ZB. ein kleines QWERTZ-Format oder irgendwas Anwendungs-bezogenes. Sowas kann man ja ganz modular und variabel gestalten. Die aktuellen DPad-und-Co Tasten erinnern zwar stark an gaming-konsole, sind aber im Prinzip schon nicht ganz schlecht für alle Arten von einfacher Tasten-gestützter Menusteuerung (mancher 3D-Drucker hat üblere), aber etwas mehr Auswahl wäre wünschenswert.

5. Zusätzliche Slot-Öffnung, damit die SD-card auch von aussen eingesteckt werden kann.

Den PiPico würde ich erstmal beibehalten; seit ich mit dem Ding operiere entdecke ich zunehmend interessante Projekte u. Möglichkeiten die deutlich über das hinausgehen, was man üblicherweise so alles mit nem ArduinoNano vollbringen kann, bei ähnlich günstigem Preis.  Eine ernsthaft in Betracht zu ziehende Alternative wäre sicherlich noch ein ESP32, allerdings gibt es den PiPico auch als PiPicoW, also mit WLAN-Coprozessor.  Dabei handelt es sich um einen Infineon CYW43439 der im Vergleich zum ESP32 von Espressif durchaus eine interessante Alternative darstellen könnte (sieh dazu zB. auch https://www.haraldkreuzer.net/aktuelles/raspberry-pi-pico-w-eine-alternative-zum-esp32).  Damit würde man immerhin den Formfaktor beibehalten und er ist auch etwas günstiger.   Andererseits wäre es aber wahrscheinlich auch kein großer Aufriss, beide Varianten zu ermöglichen.

Falls jemand dieses Projekt nachbauen möchte, eine gute und umfassende Bauanleitung dazu gibts hier:

Pico-GB GameBoy Emulator Handheld for Raspberry Pi Pico

Hier könnt Ihr auf meinen Youtube-channel den Gameboy in action sehen:

https://youtu.be/2OcCTrnm5ok

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