OHLOOM – Open Hardware Kammwebstuhl

Ein wichtiger Bereich, der bislang im OpenSourceEcology-GVCS noch unterrepräsentiert ist, ist … Kleidung. Eigentlich etwas sehr elementares. Man stelle sich vor, in einer gut funktionierenden Öko-Community hat man Wolle von Schafen oder (für die Veganer) Leinen aus Flachsanbau.

Die gesponnene Rohwolle lässt sich mit Hilfe der Filamentrollen vom 3D-Drucker gut aufwickeln ;)

Die gesponnene Rohwolle lässt sich mit Hilfe der Filamentrollen vom 3D-Drucker gut aufwickeln ;)

Wie bekommt man daraus aber nun Stoffe und Tuche für Kleidung ? Die Antwort lautet: stricken oder weben.

Da dies eine recht zeitraubende Angelegenheit ist wäre es schön dies mit maschineller Unterstützung erledigen zu können. Z.B. mit einer selbstgebauten Webmaschine, wie in diesem Video dargestellt: DIY-Webmaschine auf Kickstarter

Um eine solche Maschine bauen zu können muss man allerdings überhaupt erstmal eine Vorstellung davon haben, wie Weben eigentlich genau funktioniert. Und dazu soll uns dieses kleine Projekt verhelfen: Ein einfacher, manueller Kammwebstuhl, mit einem Rahmen aus Holz sowie Kamm und Ratsche aus ABS-Plastik aus dem 3D-Drucker.

Kammwebstuhl

Kammwebstuhl

Der Webstuhl hat eine Kammbreite von 50cm (die Bahnlänge ist beliebig, das kann 2m oder länger sein, da die ja aufgewickelt wird) und man kann man damit erstaunlich flott weben, ich hab an einem Nachmittag damit eine Bahn von 120 x 50 cm fertiggestellt.

Das Webfach, wo das Shuttle mit dem Schussfaden durchgezogen wird.

Das Webfach, wo das Shuttle mit dem Schussfaden durchgezogen wird.

Das Projekt an sich ist jetzt nicht soo wahnsinnig spektakulär, da lediglich ein Hand-Gerät, aber ich habe dazu noch ein paar philosophische Hintergedanken:

Anders als vielleicht mancher andere innerhalb von OSEG finde ich eine zu starke Technik-Gläubigkeit bedenklich und glaube auch nicht, das High-Tech allein die Lösung ist bzw. uns retten wird.

Daher versuche ich seit einiger Zeit, mich dafür stark zu machen und stärker zu propagieren, dass es auch noch etwas anderes Wichtiges gibt, das bei uns noch deutlich unterrepräsentiert ist:

1. Natürliche Materialien, wie Holz, Lehm, Stroh usw.

2. Alte Handwerkstechniken.

Viel wertvolles altes Wissen geht heutzutage verloren, dabei ist es teilweise erstaunlich, was die Leute früher schon alles machen konnten.

Aufziehen einer Kette. Die kann, je nach Bedarf, auch bis zu 2m oder länger sein, da das gewebte Tuch ja mit Hilfe des Ratschenmechanismus aufgewickelt werden kann.

Aufziehen einer Kette. Die kann, je nach Bedarf, auch bis zu 2m oder länger sein, da das gewebte Tuch ja mit Hilfe des Ratschenmechanismus aufgewickelt werden kann.

Gleichzeitig bedeuten diese alten Techniken auch Unabhängigkeit von industriellen Prozessen, wohingegen heutzutage im Alltag der moderne Mensch so dermaßen (von klein auf) eingebettet ist in die Nutzung von Industrieprodukten, das er sich mittlerweile nicht mal mehr annähernd vorstellen kann, das dieses auch anders sein könnte. Oder das man auch mal was selber machen kann. Ich erlebe immer wieder, das das für die meisten nahezu unvorstellbar ist, d.h., wir haben es völlig verlernt !!!

Selbst bei so elementaren Sachen wie Kleidung; wir sind doch im Grunde aufgeschmissen, wenn wir unser T-Shirt nicht irgendwo kaufen könnten

Erzähl mal jemandem, Du möchtest Deine Kleidung selber machen, der wird dich für bekloppt erklären und Dir sofort vorrechnen, das dies völlig unwirtschaftlich ist.

Und geh ich ins Kaufhaus um mir Kleidung zu kaufen und schaue, woraus die gemacht ist, dann sehe ich: 80 oder 90 oder sogar 100% Polyester.

Kleidung aus 100% reiner Wolle oder Leinen hingegen können sich nur noch Reiche leisten.

Aber, wohlgemerkt: ich will nicht zurück ins Mittelalter. Für mich besteht der optimale Weg darin, jeweils das Beste aus der alten und der neuen Welt miteinander zu kombinieren.

Und daaa kommt jetzt mein neues Projekt ins Spiel: Was mir so besonders daran gefällt ist die (sinnvolle) Kombination der Materialien. Einerseits Holz, aus ner Palette upgecycelt. Aber andererseits habe ich die Ratschenräder und den Kamm aus meinem 3D-Drucker.

Den Kamm aus Holz herzustellen wäre zwar möglich, aber seehr aufwändig. Für sowas ist aber der 3D-Drucker eine gute Wahl.

Den Kamm aus Holz herzustellen wäre zwar möglich, aber seehr aufwändig. Für sowas ist aber der 3D-Drucker eine gute Wahl.

OK, die könnte man vielleicht zur Not auch noch aus Holz machen, aber das wäre echt ne Viecherei. Und anstatt irgendwelche Action-Figuren oder Totenschädel ist dies wirklich mal was Sinnvolles, wozu man nen 3D-Drucker einsetzen kann.

Und genauso beim Material: Nicht Plastik an sich ist ein “böses” Material. Sondern es kommt darauf an, was wir davon machen.

Wenn wir daraus Einwegflaschen machen, die dann irgendwann gigantische Inseln im Pazifik bilden ist das “Böse”.

Wenn wir es dagegen mit Maßen und mit Verstand an sinnvollen Stellen einsetzen, etwa um einen Webkamm zu erstellen, mit dem man sich Kleidung selbst machen kann, dann ist das was Gutes. Finde ich zumindest.

Ja, soviel dazu, bzw. zum “ideologischen” Überbau Ob das nun cool ist oder nicht mag jeder für sich selbst entscheiden.

Hier noch der Link zu den Bauplänen:
OHLOOM-Bauanleitung

Und hier ein Youtube-Video, das den Webstuhl bei der Arbeit zeigt:

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