Wie man günstig an Holz kommt

Ich wurde kürzlich gefragt, woher und zu welchem Preis ich mein Holz eigentlich beziehe. Meine Antwort darauf war umfangreicher und vielschichtiger, als ich zunächst selbst erwartet hatte

Ich hab im wesentlichen drei Quellen.

1. Quelle: Holz als sägerauhes Bauholz vom örtlichen Holzhändler

Da hole ich mir meist 4cm dicke Bohlen (zumindest werdne die als solche verkauft, real sind sie nur 36mm und nach dem hobeln kriegt man da 32mm sicher raus). Die sind 20 od. 15cm breit und 4 oder 4.5m lang. Ich lasse mir die meist vor Ort halbieren, dann kann ich sie besser transportieren.

Die Qualität ist meistens nicht so dolle in Bezug auf Ästigkeit oder gar Risse, da dieses offiziell als Bauholz deklariert ist, aber man muss da explizit nach fragen, sonst drehen sie einem was anderes an, das zwar etwas besser ist aber auch drei bis viermal so teuer. Zu allem Überfluss wirds beim Händler draussen gelagert und ist oft nur unzureichend abgedeckt bzw. gegen Regen geschützt, so dass es oft an der Oberfläche Schimmelspuren aufweist, die sich teilweise auch als sog. “Bläue” bis ins Holz reinziehen.

Dieses Holz benutze ich entweder (so wie es ist) tatsächlich als Bauholz für größere Bauvorhaben, oder ich schneide und hobele mir da kleinere Stücke raus; dabei kann ich dann noch etwas selektieren und die miesesten Stellen geschickt rausfallen lassen.

Dicke Bohlen, sägerauh, als Bauholz

Dicke Bohlen, sägerauh, als Bauholz

Eine bessere Quelle wäre direkt ab Sägewerk, aber da ist das Holz dann noch frisch und man sollte es vor Gebrauch noch ein, zwei Jahre ablagern / trocknen.

Für eine Bohle von 4.5m x 20cm x3.6cm zahlt man rund 16 EUR, vielleicht auch inzwischen ein bischen mehr, die Preise steigen ja oft schneller als man “Uups” sagen kann.

Dicke Bohlen, kaufe ich meist in größeren Mengen und lasse sie noch etwas ablagern.

2. Quelle: Leimholz aus dem örtlichen Baumarkt

Das ist meist noch miesere Qualität, manchmal bestehen die aus mehr Ästen als normalem Holz ;) (die verbraten da offenbar den ganzen Abfall, der sich i.d. Holzproduktion so ergibt). Hier versuche ich meist dann zuzuschlagen, wenn ich sehe dass die gerade wieder ne frische Lieferung hatten und steh dann schonmal da ne dreiviertel Stunde und stapele einen Kubikmeter Bretter um von A nach B und suche mir dabei die besten Stücke raus und kaufe die auf Vorrat.

Leimholzbretter aus dem Baumarkt, 120x20x1.6 cm

Leimholzbretter aus dem Baumarkt, 120x20x1.6 cm

Vom Preis her ist das so eine Sache. Man kann pauschal über Daumen sagen, dass gehobeltes (u.ev. noch verleimtes) Holz um Faktor 3 bis 4 teurer ist, als rohes bzw. sägerauhes, welches man sich selbst hobelt (u. verleimt).

Das Problem ist nur, dass wenn man das sozusagen von Hand (in die Hobelmaschine reinschiebt) selbst macht und nicht mit industriellen Massenproduktionsstrassen, dann kann das seeehr zeitaufwändig sein. Deshalb hole ich (leider) auch einen gewissen Anteil aus dem Baumarkt. ZB. bei meinem Hofladen, da hab ich die hohen, aufrechten Regalelemente alle komplett aus Rohholz gehobelt und verleimt, Kanten gerundet, alles geschliffen und verleimt und zum Schluss noch mit Leinöl behandelt. Das allein hat gut drei bis vier Wochen gedauert und darum hab ich mir die ganzen Einlegeböden dafür, von denen ich für ein Verkaufsregal natürlich jede Menge brauchte), aus dem Baumarkt geholt.

Leimholzbretter aus dem Baumarkt in verschiedenen Breiten und Längen.  Diese werden von mir meist noch feingeschliffen und mit Leinöl behandelt (wie bei den hinteren Brettern in dem Stapel zu sehen)

Leimholzbretter aus dem Baumarkt in verschiedenen Breiten und Längen. Diese werden von mir meist noch feingeschliffen und mit Leinöl behandelt (wie bei den hinteren Brettern in dem Stapel zu sehen)

Als Preisbeispiel hab ich vor zwei Tagen noch 3.80 für ein Leimholzbrett von 120 x 16 x 1.6 cm bezahlt. Die gibts in unterschiedlichen Längen und Breiten und gerechnet auf dem Quadratmeter gibts da große Unterschiede, d.h. je länger und je breiter, umso unverhältnismässig teurer werden sie auch, hier lohnt sich alos nachrechnen und genau vorher planen, welche Längen und Breiten man wirklich braucht und nicht einfach nur das möglichst große wählen, weil sich da kleinere Stücke ach so bequem rausschneiden lassen.

3. (und beste) Quelle: Altholz-Recycling

Dieses Holz hat (witzigerweise) nicht nur den geringsten Preis, sondern auch mit groooßem Abstand die allerbeste und feinste Qualität. Immerhin ist es schon zig Jahre abgelagert und getrocknet und in seinem vorigen Leben bei der Produktion schon einem Selektionsprozess unterworfen worden, d.h., da hat schonmal ein anderer Schreiner beim bauen die schlechtesten und ästigsten Teile rausfallen lassen, d.h., es ist meistens auch deutlich astfreier als alles käufliche Holz.

Hier ist die Zerlegung relativ aufwändig, deshalb nutze ich dieses am liebsten als große Bauelemente oder Module, zB. für sowas wie Hochbeete oder um mal schnell nen kleinen Lagerschuppen zu bauen ... oder eben für sowas wie meinen "Palettenpalast"  (http://makeable.de/blog/?p=588)

Hier ist die Zerlegung relativ aufwändig, deshalb nutze ich dieses am liebsten als große Bauelemente oder Module, zB. für sowas wie Hochbeete oder um mal schnell nen kleinen Lagerschuppen zu bauen … oder eben für sowas wie meinen “Palettenpalast” (http://makeable.de/blog/?p=588)

Da ich aufgrund meiner Tischlerlehre ein deutliches Gefühl für Holzpreise und dessen Wert als Rohstoff habe, praktiziere ich das Sammeln von Altholz seit rund 35 Jahren akribisch. Das ist für mich so ähnlich wie wenn Ihr einen 50-Euro-Schein auf der Strasse liegen sehen würdet.

Einziger Nachteil dabei: Man braucht große Mengen an Lagerplatz. Als ich früher noch in engen Mietwohnungen wohnte, war mein Keller üblicherweise bis zur Decke und bis zum letzten Quadratzentimeter vollgestopft und ich hab das Zeug teilweise durch zwei, drei Umzüge hinweg mitgenommen, aber dann schliesslich nach ein paar Jahren irgendwann sinnvoll verwertet (es ist also kein reines Messie-tum bei mir ;) )

Aber manchmal, wenns besonders schöne Paletten aus recht dickem und frischen Holz sind, zerlege ich die doch und hab von daher immer ein paar schöne Bretter auf Lager.  Der OHLOOM-Webstuhl wurde übrigens auch aus sowas gebaut.

Aber manchmal, wenns besonders schöne Paletten aus recht dickem und frischen Holz sind, zerlege ich die doch und hab von daher immer ein paar schöne Bretter auf Lager. Der OHLOOM-Webstuhl wurde übrigens auch aus sowas gebaut.

Jetzt und hier, im OpenEcoLab Rahden konnte ich diesem Sammel-Trieb aufgrund großer Platzmengen natürlich noch ungehemmter fröhnen und man könnte meinen, ich hätte hier tatsächlich viel Platz, aber … guess what … im letzten jahr, als die Fräse hinzukam bin ich was das betrifft tatsächlich und endgültig an meine Grenzen gekommen … und musste hernach drei Wochen auf- und umräumen, um hier und da noch etwas Platz rauszukitzeln. D.h., seitdem gibts bei mir einen offiziellen Annahmestop, wenn mir mal wieder Leute ihre ollen Möbel bequemerweise aufs Auge drücken wollen als das Zeug regulär zu entsorgen.

Auch alte Spanplattenmöbel zerlege ich und sammle die Platten, besonders wenns sich um größere Platten von Schränken handelt. Oder bei sehr alten Möbeln auch kürzere, wenn die noch aus Sperrholz sind. Sowas gibts heutzutage nicht mehr im Möbelbau aber ist, wenn mans neu kauft entsprechend teuer.

Auch alte Spanplattenmöbel zerlege ich und sammle die Platten, besonders wenns sich um größere Platten von Schränken handelt. Oder bei sehr alten Möbeln auch kürzere, wenn die noch aus Sperrholz sind. Sowas gibts heutzutage nicht mehr im Möbelbau aber ist, wenn mans neu kauft entsprechend teuer.

Aber darin liegt auch schon ein Hinweis darauf, was sich in den letzten Jahren/Jahrzehnten bezüglich meiner Sammel-Praxis geändert hat: Vor 35 Jahren bin ich aktiv rumgefahren und hab geschaut, ob irgendwo (Holz-)Fenster ausgebaut und gegen neue Kunststoffenster ausgetauscht wurden, leicht zu erkennen an einem großen Müllcontainer vorm Haus. Die Handwerker waren immer froh wenn ich den ausgeräumt hab, weil sie dann weniger Gewicht bei der Müllverbrennung bezahlen mussten. Ich hab dann die Beschläge entfernt, die Farbe abgehobelt, die Stücke zu Platten verleimt und nach meinem eigenen Design daraus Möbel gebaut und diese verkauft, mit dem besonderen Feature “Altholz – dafür musste kein Baum zusätzlich umgenietet werden”. Hab nie besser verdient als zu jener Zeit :)

Das sind jetzt die Kopfstücke, aber bei so einem alten Bett sind besonders die Längsteile des Rahmens schön lange Massivholzbretter. Und sowas ist meist eher aus Kiefer als aus Fichte.

Das sind jetzt die Kopfstücke, aber bei so einem alten Bett sind besonders die Längsteile des Rahmens schön lange Massivholzbretter. Und sowas ist meist eher aus Kiefer als aus Fichte.

Aber diese Zeiten sind lange vorbei und seit ein paar Jahren ist es so, dass das Altholz, ohne dass ich mich aktiv darum bemühe, quasi von selbst zu mir kommt.

Das sind die bereits erwähnten Nachbarn, oder mein jährlicher Brennstoffvorrat an Pellets, der mir jedes Jahr etliche Paletten beschert. Oder die Mieter in dem Haus, wo ich als Hausmeister jobbe … die neigen dazu, den Platz hinter den Garagen als kostenlosen Sperrmüll-Abstellplatz zu betrachten und da fische ich mir dann auch mal das eine oder andere Massiv-Holz-Stück raus oder auch schon mal ne olle Spanplatte, wenn sie denn besonders lang und gross ist (wie zB. von alten Schränken).

Ausserdem gibts noch besonders schönes und hochwertiges Laubholz aus meinem Garten, wo die ganzen ObstBäume schon recht alt sind und hin und wieder einer mal endgültig das zeitliche segnet und umgehauen werden muss … oder der Sturm bricht schon mal nen Riesen-Ast vom Nussbaum ab. Alles dieses wird von mir fein säuberlich eingelagert und als besonderer Schatz betrachtet. Aus feinem Birnen oder Pflaumenholz kann man oder wurden zumindest früher z.B. die Druckstempel für Blaudruck hergestellt, welche aufgrund der besonderen fein ziselierten Muster ein ganz besonders feinfaseriges aber doch stabiles Holz brauchten. Wer sich über den Wert dieses Holzes mal einen Eindruck verschaffen möchte, der sollte bei eBay mal nach den Preisen für “Kanteln” für den Hobbydrechsler-Bedarf schauen, da wird einem aber schwindlig. Ein Bekannter von mir hat mal bei sich im Garten nen Birnbaum umgelegt und den hernach als Brennholz verheitzt (trotz guten zuredens von mir), das war ein Trauerspiel :(

Und hier eine Ecke mit eher schmalen und dünneren Brettchen oder auch Leisten.

Und hier eine Ecke mit eher schmalen und dünneren Brettchen oder auch Leisten.

Aber Brennholz wäre auch noch so ein Thema: Ich heize zwar meist mit Pellets, aber mein Kessel kann auch Scheitholz. Dieses gibts oft günstig als Meterware ab Waldkante und man sollte meinen, das der Förster nur alte und todkranke Bäume ausmustert und zum fällen freigibt. Aber meist ist das Gegenteil der Fall und aus nem 1m-Stammabschnitt mit 50cm Durchmesser lässt sich auch so manches schöne Stück rausschneiden. Ich muss mich da immer beherrschen, nicht zuviel davon auszusondern, damit noch genug zum heizen übrigbleibt und darf da einfach nicht zu genau hinschauen. Aber das wäre eben auch noch so ein Beispiel, wie Holz quasi “zu mir kommt”.

Weidenstecken

Weidenstecken

Alle ein , zwei Jahre muss ich unsere Weide im Garten beschneiden, die wächst extrem schnell und daraus erhält man 4 bis 6m lange Stecken, welche zB. im Garten manchen sinnvollen Zweck erfüllen können (so wie sie sind). ZB. hat man in früheren Zeiten aus sowas gerne Hürden für Schafe gemacht, oder auch so zusammengebundene Gestänge, an welchen sich Erbsenpflanzen emporranken können (oder Hopfen).

Joa, soweit dies. Ich bin mir schon im klaren darüber, dass das für Euch wahrscheinlich alles nur wie eine Riesenmenge Müll aussieht.

Aber Ihr müsst dabei zwei Sachen bedenken:

1. Das sieht nur im Lager so schrottig aus, weils dort natürlich verstaubt und dreckig ist usw. Wenn man es aber erstmal gehobelt hat und gerade beim Altholz die ausserordentlich gute Qualität zu schätzen weiss, dann sieht die Sache schon ganz anders aus. Rohdiamanten sehen auch etwas popeliger aus als geschliffene Brillanten.

2. Ich sagte vorhin, das einzige Manko wäre, das man dabei viel Platz bräuchte, es gibt aber noch eine andere Sache die dabei ebenso essentiell ist: Man muss das ganze Zeug schon mal etwas sortieren, gruppieren und sozusagen strategisch sinnvoll lagern – nämlich so, dass man da jederzeit ganz gezielt auf ein gerade benötigtes Stück zugreifen oder sich ein passendes raussuchen kann, ohne erst drei Stunden lang einen riesigen Müllhaufen umschichten zu müssen.

Wenn man also diese “strategische Lagerhaltung” betreibt, dann ist das Ganze etwa so ähnlich als hätte man seinen eigenen kleinen Baukmarkt, wo man einfach nur in dieses oder jenes Regal greifen muss, um ein spezielles Teil wie etwa eine Leiste oder ein gräßeres Leimholbrett oder eine mittlere Spanplatte draus hervorzuziehen. Gewissermassen “Shopping at home” zum besonders kleinen Preis. ;)

case