Das Ende von Game of Thrones

Nach 8 Jahren fiebernder Leidenschaft war das Ende von “Game of Thrones” bzw. namentlich die ganze 8. Staffel beim Publikum doch ziemlich umstritten. Hier mein Kommentar dazu.

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Na, das war doch ein weises und würdiges Ende.

Am Ende sitzt niemand auf dem eisernen Thron. Der Drache hat ihn eingeschmolzen und damit wird ein neues Zeitalter eingeläutet, wo Herrscher halt zukünftig gewählt werden. Insofern ist auch Jons Geburts-Anspruch nicht mehr gültig.

Die Herrschaft wird nun verteilt und zwar auf diejenigen, die seit eh und jeh rechtschaffen waren, nämlich die verbliebenen Kinder von Ned Stark. Bran ist König von Westeros, Sanza herrscht im Norden, Arya “erobert” den noch unbekannten Westen und Jon, naja, der ist dann soone Art Co-König bei den Wildlingen. Der Bereich jenseits der Mauer ist jetzt quasi der neue Norden, da dort jetzt keine Gefahr mehr von den weissen Wanderern droht, er ersetzt jetzt also Winterfell als Wächter des Nordens.

Und Thyrion ist mal wieder die Hand, macht also den Job, für den er eigentlich am besten ausgebildet wurde und die meiste Erfahrung besitzt, er war ja zwischenzeitlich schon die Hand von Gottweisswem alles (wie mir im nachhinein auffiel).

tl1

Recht nett fand ich auch, wie er die neue Königslegitimation begründet hat, nämlich mit “Gute Story” … da ist durchaus einiges dran, denn wie wir wissen, ist heutzutage die Realität rein definitorisch, d.h. die Deutungshoheit eines Narrativs ist immer eine Frage von Propaganda, Medien, Fake-News und “alternativen Fakten”, d.h., die Wahrheit ergibt sich nicht durch die Fakten, sondern dadurch, was die Mehrheit glaubt bzw. zu wissen vermeint.

Insgesamt fand ichs für Jon ein bischen traurig, da er immer der mit Abstand rechtschaffendste und loyalste war und so gesehen eigentlich etwas besseres verdient hätte. (Also, wenigstens das Zölibat hätten sie für die Nachtwache abschaffen können.) Aber, das ist durchaus im Einklang mit der klassischen Dramen-Theorie, die ja nicht nur Kommödien, sondern auch Tragödien beinhaltet, also z.B. “Romeo u. Julia”, “Tristan u. Isolde”, die “West-Side-Story” usw. Liebesgeschichten können halt auch manchmal tragisch enden. Die msg dabei ist naturgemäss immer, das die Liebe größer ist als der Tod und darüber hinausgeht. Das er selber Daenerys killt war dabei dramaturgisch gesehen ein durchaus geschickter Schachzug (er bewahrt sie damit gewissermaßen vor sich selbst bzw. ihrem beginnenden Wahnsinn) und völlig unerwartet (ich hätte gedacht das übernimmt Arya), aber eigentlich folgerichtig, weil das der einzige Weg war, um sich selbst treu zu bleiben … einerseits liebt er sie, verteidigt sie bis zum Schluss vor allen anderen und bleibt ihr als “seiner” Königin auch bis zum Ende loyal, andererseits zwingt ihn seine Rechschaffenheit dazu, die Welt vom Tyrannen zu befreien … was ihm weissgott sicherlich nicht leicht fiel. Da kommt die anschliessende “Verbannung” in den Norden als eine Art von Selbstkasteiung wahrscheinlich eh grad recht. Und es ist bei seinem Erfahrungshorizont in Sachen “Beziehungskisten” auch passend, denn Ygritte hatte ihm ja schliesslich auch schon mal nen Pfeil verpasst … er kennts also quasi gar nicht anders ;) Und wenigstens ist Ghost jetzt wieder happy … (wiso fehlt dem eigentlich ein Ohr ?)

js1

Also, alles in allem bin ich mit dem Schluss ganz zufrieden und empfinde das aktuelle D&D-bashing als unangemessen, denn man darf dabei auch drei Sachen nicht vergessen:

1. es ist sicherlich sau-schwierig, am Schluss alle Handlungsstränge ordnungsgemäss zusammenzubringen, und erst recht bei einer Materie wie GOT. Aber das ist m.E. deren Hauptverantwortlichkeit und dabei sind irgendwelche Befindlichkeiten des Publikums in Bezug auf Lieblingscharaktere nachrangig und auch, wenn es dabei ein paar kleinere strategische oder logische Ungereimtheiten gibt (= kleinere Kollateralschäden).

2. Was ist eigentlich das wichtigste bei GOT ? M.E. einfach dieses: Das es gute Unterhaltung ist. Dazu zählen vor allem, das Bühnenbild, Kostüme, Stimmungen usw. Und das wurde bis zum Schluss beibehalten. Nachrangig ist dagegen, ob es die eine oder andere logische Ungereimtheit gibt … die reale Welt tickt auch nicht immer völlig sachlich und logisch.

3. Und es gibt noch eine Sache, die man D&D hoch anrechnen muss: Da hat sich nun gefühlt etwa ein Drittel der gesamten Menschheit damit befasst, die Sache allergründlichst zu analysieren, jedes auch noch allerkleinste Detail zu beleuchten und ausgiebig auf seine Bedeutung (für das mögliche Ende) hin abzuklopfen, alle möglichen und unmöglichen Varianten durchzuspielen und das alles mit einer Akribie, die jedem aufrechten Wissenschaftler zur Ehre gereichen würde (hätte man auch nur einen Bruchteil dieses Aufwandes etwa in das Fachgebiet “Physik” gesteckt, hätten wir wohl schon längst den Fusions-Reaktor und es wären Zeitreisen möglich :) ). Aber trotzdem haben es die beiden geschafft, ein Ende zu produzieren, welches so wohl keiner prognostiziert hätte und eine überraschende Wendung beinhaltet (was in den vorangegangenen 7 Staffeln üblicherweise stets als kennzeichnend für GOT gesehen und positiv bewertet wurde). Ich denke dafür gebührt ihnen aller Respekt und es ist eine handwerkliche einwandfreie Leistung.

Ja, soweit meine 5 cents dazu. Bin schon gespannt auf die in den nächsten Jahren nun auf uns zukommenden prequels, sequels, Serien, Wimpel, Ansteckbuttons sowie alles für Papi und die Kleinen, die da unweigerlich auf uns zukommen um auch noch das letzte bischen finanziell aus der Sache rauszuquetschen, bis alles so seicht wird, das jeder nur noch gähnt und man sich gerne und warmen Herzens zurückerinnert an die legendären “Ur-Staffeln” von GOT, die vor allem eines waren: episch ! ;)

Und eines weiss ich ganz genau: Ich werde garantiert niemals die Bücher davon lesen !!! :)

case